Was bringt Positive Psychologie im Business?

Die Positive Psychologie ist heute hoch relevant im beruflichen Alltag.

Der Fokus auf Stärken von Führungskräften und Mitarbeitern bringt konkreten, messbaren Nutzen - hier einige der zahlreichen wissenschaftlichen Belege dafür:

  • Der Optimismus der Führungskraft sagt die Projektleistung voraus. | Arakawa, D., & Greenberg, M. (2007). International Coaching Psychology Review  Vol. 2 No. 1 March 2007, 2(1), 78–89.
  • Manager mit Topleistung fokussieren sich auf Stärken. Sie verbringen mehr Zeit mit hochleistenden Mitarbeitern, wählen für Projekte gezielt nach Talent aus und legen mehr Wert auf Stärken als auf Betriebszugehörigkeit (strengths over seniority). | Cameron, K. S. (2012). Positive Leadership: Strategies for Extraordinary Performance. San Francisco, Berrett-Koehler
  • Menschen, die ihre persönlichen Stärken erkennen und einsetzen, erleben ein höheres Maß an subjektivem Wohlbefinden und weniger Depression. | Seligman, M. E. P., Steen, T. A., Park, N., & Peterson, C. (2005). American Psychologist, 60(5), 410–421.

Forschungsgebiete der Positiven Psychologie:

  • Stärken
  • Optimismus
  • Resilienz und langfristige Leistungsfähigkeit
  • Arbeitszufriedenheit und intrinsische Motivation
  • Lebenszufriedenheit
  • Tragfähige Beziehungen
  • Persönliches Wachstum

Positive Psychologie ist nicht gleich "Positives Denken"

Positive Psychologie ist ein Forschungsgebiet der wissenschaftlichen Psychologie.

Das Positive Denken kommt aus dem Bereich der self-help. Positives Denken wirkt besser, wenn man daran glaubt; der Placebo-Effekt kommt zum Tragen.

Die Interventionen der Positiven Psychologie basieren auf empirischer Evidenz.

Strategien der Positiven Psychologie lassen sich einfach und wirkungsvoll in den beruflichen Alltag integrieren. Mehr dazu im XING-Interview mit Daniela Blickhan oder auf positivepsychologie.eu

Was nützt Positive Psychologie im Unternehmen?

Positive Psychologie stärkt Führungskräfte, Mitarbeiter und das Unternehmen. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen dies; sie sind hier schlagwortartig zusammengefasst:

Nutzen für Mitarbeiter und Führungskräfte
  • Nachhaltige Leistungsfähigkeit
  • Intrinsische Motivation
  • Höheres Engagement
  • Identifikation mit dem Unternehmen
  • Gestärkte Resilienz
  • Verringertes Burnoutrisiko
Nutzen für Führungskräfte - in ihrer Führungsrolle
  • Besseres Teamklima
  • Gelingende Kooperation
  • Schnellere Problemlösung
  • Höhere Performance
  • Führungskraft als Vorbild
Nutzen für das Unternehmen
  • Sinkende Fluktuation
  • Geringerer Krankenstand
  • Steigende Innovation
  • Höhere Agilität
  • Stärkere Marktposition
  • Wirtschaftlicher Erfolg

Dies sind nur einige der zu erwartenden Nutzen für ein Unternehmen, das sich ganzheitlich an den Prinzipien der Positiven Psychologie ausrichtet.

 

 

Interviews mit Daniela Blickhan

In zwei Interviews spricht Daniela Blickhan darüber, was Zufriedenheit im Beruf mit Grundbedürfnissen zu tun hat und wie die Positive Psychologie hier praxisorientierte Impulse geben kann.

> zum Interview mit finanzen.de  "Depression und Burnout: Prävention mit Positiver Psychologie"
> zum Interview mit dem Verbraucherportal bbx.de   "Positive Psychologie – wie wir im Beruf glücklich werden"

Kommunikation & Seminar im Gespräch mit Daniela Blickhan

Was ist das Positive an der Positiven Psychologie, Frau Blickhan?

Sie beschäftigen sich schon länger mit der Positiven Psychologie, aber in diesem Jahr starten Sie „voll durch“. Woher rührt Ihr Interesse – und was motiviert Sie zu diesem starken Engagement? 

Ich habe seinerzeit Psychologie studiert und arbeite seit über 20 Jahren als Trainerin und Coach, um Menschen dabei zu unterstützen, ihre Stärken zu erkennen und einzusetzen. Die positive Psychologie als Forschungsgebiet der akademischen Psychologie gibt es seit knapp 15 Jahren, und vor etwa fünf Jahren bin ich erstmals damit in Kontakt gekommen. Mir war sofort klar, dass hier eine ganz entscheidende Verbindung möglich ist: die positive Psychologie liefert wissenschaftliche Belege für das pragmatische Wissen aus lösungsorientierten Ansätzen, NLP und Systemik, mit dem ich seit Jahren arbeite.

Mein Mann und ich waren bereits in den achtziger Jahren aktiv dabei, als das NLP in Deutschland Fuß fasste und haben seitdem im Feld einiges bewegt. Die positive Psychologie steht im deutschsprachigen Raum gerade am Anfang und mir ist wichtig, diese Entwicklung aktiv zu unterstützen. Ich hoffe, dass wir in einigen Jahren auch einen deutschen Masterstudiengang „Angewandte positive Psychologie“ in Deutschland haben werden, so wie er bisher schon in USA, England, Dänemark und den Niederlanden angeboten wird.

Wenn ein Verfahren / ein methodischer Ansatz plötzlich sehr stark gefragt ist, dann liegt das ja meistens daran, dass es irgendwo ein wachsendes Bedürfnis gibt. Auf welches Bedürfnis reagiert die Positive Psychologie?

Die positive Psychologie ist die Wissenschaft vom guten Leben. Die Frage, was unser Leben lebenswert macht, und wie wir uns zu erfüllten, glücklichen Menschen entwickeln können, ist beileibe nicht neu. Sie wird seit Jahrtausenden von Menschen gestellt. Und sie wurde im Lauf der Jahrtausende von verschiedenen Institutionen beantwortet. Die Philosophie gibt Antworten darauf, ebenso die Religion - und der gesunde Menschenverstand („Großmutters Ratschläge“). Das besondere Verdienst der positiven Psychologie ist, dass sie nun wissenschaftlich erforscht, was Glück, Hoffnung, Dankbarkeit und Lebenszufriedenheit unterstützt, um nur einige der Forschungsgebiete der positiven Psychologie zu nennen.

Wenn Sie heute eine Zeitung aufschlagen, werden sie über kurz oder lang über Burn-Out, Depression, Werteverlust und Sinnkrise lesen. Der Verbrauch von Antidepressiva hat sich in Deutschland in den letzten fünf Jahren verdoppelt. Wir arbeiten unter schwierigeren Bedingungen, höherem Zeitdruck und verschärften Anforderungen. Deshalb ist es allerhöchste Zeit, dass die Wissenschaft Antworten darauf liefert, was uns gesund erhält, stark macht und widerstandsfähig. In den letzten 15 Jahren hat sich die Anzahl der Forschungsarbeiten, die sich mit solch positiven Fragen beschäftigen, exponentiell vermehrt. Die positive Psychologie kann wirksame Methoden bereitstellen. Das Schönste daran ist, dass diese Methoden leicht in den persönlichen Alltag integrierbar sind.

Was sagen Sie zu kritischen Stimmen? Beispielsweise erschien 2011 im Spiegel ein Artikel unter der Überschrift „Die Gefahren des Gute-Laune-Zwangs“, in dem auch die Positive Psychologie kritisiert wurde (in Teil 2: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/psychologie-die-gefahren-des-gute-laune-zwangs-a-733903.html).

Positive Psychologie ist weit mehr als „Happiness“. Leider kommen viele amerikanische Bücher mit allzu griffigen Titeln. Seligmans vorletztes Buch hieß zum Beispiel „Authentic Happiness“. Das suggeriert, dass positive Psychologie in die gleiche Ecke gehört wie Positives Denken, und dass man einfach nur lächeln braucht, dann wird schon alles gut. Seligmans letztes Buch dagegen trägt den Titel „Flourish - wie Menschen aufblühen“ und schon daran wird deutlich, dass es um weit mehr geht als nur um gute Gefühle. „Flourishing“ ist eines der zentralen Konzepte der positiven Psychologie, und es knüpft an bekannte Vertreter der humanistischen Psychologie wie Maslow und Rogers an, die bereits in den sechziger Jahren von optimaler menschlicher Entwicklung sprachen. Das ist eben gerade kein „Gute-Laune-Zwang“.

In der positiven Psychologie geht es um Glück, und Glück ist mehr als gute Laune. Man kann Glück in zwei komplementäre Aspekte fassen: Einmal das Wohlfühl-Glück („Hedonic Happiness“), das positive Emotionen und das angenehme Leben umfasst. Das alleine genügt uns aber auf Dauer nicht. Für positive menschliche Entwicklung und wirkliche Zufriedenheit brauchen wir das sogenannte Werte-Glück („Eudaimonic Happiness“), bei dem es um Sinn, Erfüllung und Engagement geht. Wenn Menschen ihre Stärken wert- und sinnvoll einsetzen, um ihre Ziele und Visionen zu erreichen, dann wachsen sie.

Deshalb ist positive Psychologie weder mit guter Laune noch mit Zwang gleichzusetzen, sondern vielmehr damit wie Menschen sich optimal entwickeln können. Und das sagte bereits Goethe: „Werde, der du bist!“

Ganz neu ist auch der „Deutschsprachige Dachverband für Positive Psychologie e.V. (DACH-PP), den Sie im letzten Jahr mitgegründet und dessen 1. Vorsitzende Sie sind. Welche Ziele verfolgt der Verband, was möchten Sie erreichen? 

Ziel des DACH-PP e.V. ist die Förderung der Positiven Psychologie im deutschsprachigen Raum, in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Um dieses Ziel bereits im Namen auszudrücken, haben wir den Namen D-A-CH-PP gewählt. Die Positive Psychologie, ein Gebiet der akademischen Psychologie, soll so einem breiten interessierten Publikum zugänglich gemacht werden. Bis letztes Jahr gab es zwar einige Studiengänge für positive Psychologie, aber noch keine angewandten Ausbildungen. Die positive Psychologie ist viel zu wichtig und ihre Ansätze sind viel zu hilfreich, als dass sie nur im akademischen Bereich bleiben dürften. Der DACH-PP e.V. will deshalb die praktische Anwendung der Positiven Psychologie in verschiedenen Feldern fördern, wie z.B. Coaching, Psychotherapie, Beratung, Schule und Hochschule, Wirtschaft und Politik.

Der DACH-PP e.V. versteht sich als Austauschplattform und Koordinationsstelle für Initiativen, die sich der wissenschaftlich begründeten Anwendung der Positiven Psychologie verpflichtet fühlen. Ein weiteres zentrales Ziel ist, einen Qualitätsstandards für Fort- und Ausbildungen im Bereich der Positiven Psychologie im deutschsprachigen Raum zu sichern, die ihren Schwerpunkt auf der Anwendung im praktischen Feld haben (z.B. Coaching, Beratung, Wirtschaft, Pädagogik). Dazu wurden bereits Ausbildungsstufen mit den entsprechenden Inhalten definiert, ebenso die Anforderungen an die Qualifikation der Ausbilder.

Folgendes wollen wir mit dem Dachverband erreichen:

  • Anregen und Fördern wissenschaftlicher Forschungsarbeiten auf den Gebieten der Positiven Psychologie
  • Planen, Fördern und Koordinieren von Aus- und Fortbildungsprogrammen auf dem Gebiet der Angewandten Positiven Psychologie.
  • Informationsvermittlung im Bereich der Angewandten Positiven Psychologie durch Tagungen, Kongresse und Vorträge, sowie Publikationen.

Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Sie haben gerade ein Masterstudium Positive Psychologie in London absolviert, leiten ein Institut, organisieren Kongresse, haben den neuen Dachverband mitbegründet, arbeiten an einem Buch zur Positiven Psychologie… und machen bestimmt noch viele, viele andere Dinge. Woher nehmen Sie die Energie?

Die Methoden der positiven Psychologie wirken! Ich arbeite seit über 20 Jahren mit Lösungs orientierten Coaching & NLP, doch seit ich mich mit positive Psychologie beschäftige, habe ich selbst persönliche Veränderungen erlebt, die ich so gar nicht erwartet hätte. Für mich ist diese Arbeit sehr, sehr sinnvoll und unglaublich bereichernd. Wenn ich höre, wie Teilnehmer nach nur wenigen Impulsen in einem Seminar beschreiben, wie sich ihr Leben verändert hat, dann ist das für mich eine ganz starke Motivation, die Konzepte und Methoden der positiven Psychologie weiter bekannt zu machen. Es macht einfach auch unglaublich viel Freude und ist Flow! Deshalb habe ich mich auch in ein noch größeres Projekt gestürzt und promovierte nun im Feld der positiven Psychologie. Das ist 20 Jahre nach Abschluss meines ersten Studiums ein durchaus ehrgeiziges Projekt!

Für mich ist sehr hilfreich, dass meine ganze Familie mich voll und ganz in dieser intensiven Phase unterstützt. Mein Mann, mit dem ich das Inntalinstitut seit über 20 Jahren leite, ist selbst Psychologe und unsere beiden Kinder studieren auch Psychologie. Ich finde es wunderbar, auch mal innerhalb der Familie „fachsimpeln“ zu können.

Das Interview führte Regine Rachow, Chefredakteurin von Kommunikation & Seminar am 28.05.2014